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18. April 2024
Insolvenzwelle: Herausforderungen für D&O-Versicherung

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Insolvenzwelle: Herausforderungen für D&O-Versicherung

Anforderungen an die Geschäftsleitung in Krisenzeiten

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten muss die Geschäftsleitung sicherstellen, dass das Unternehmen über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, um die operativen Herausforderungen zu bewältigen. Eine solide Liquiditätsplanung ist in Zeiten steigender Insolvenzen von entscheidender Bedeutung. Zudem kann das frühzeitige Knüpfen von Kontakten zu Insolvenzexperten und -beratern wertvoll sein. Dies ermöglicht im Fall der Fälle einen schnellen Zugang zu Fachleuten, die bei der Bewältigung von Insolvenzsituationen unterstützen können.

Die Erfahrung lehrt, dass es gerade Insolvenz- und Restrukturierungssituationen sind, in denen sich Geschäftsleitungen plötzlich mit D&O-Ansprüchen oder strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert sehen. Organe und Führungskräfte sollten deshalb ihre D&O- und Strafrechtsschutzpolicen sorgfältig überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass ihre Versicherungen ausreichend Schutz bieten und potenzielle Risiken abdecken. Wichtig ist, dass die Versicherung insbesondere keinen Insolvenzausschluss beinhaltet – ansonsten kann das für den einzelnen Geschäftsführer oder Vorstand verheerende Folgen haben.

Darüber hinaus kommt es für Manager darauf an, Vorsorge für Rechtsverteidigung in einem potenziellen Zivil- und Strafverfahren zu treffen und sich entsprechend mit einer Firmen-D&O- und einer separaten Strafrechtsschutzversicherung abzusichern. Aufgrund ihrer einschlägigen Schadenexpertise können Spezialmakler wertvollen Input bieten, wenn es darum geht zu klären, ob die Versicherungen alle Risikoszenarien abdecken.

Ebenso wichtig ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer zusätzlichen Individualabsicherung durch eine Personal-D&O-Versicherung. Mehr als 90% der D&O-Verfahren enden in einem Vergleich. Gerade im Insolvenzfall müssen sich die Organe einer Gesellschaft oft mit einem bisweilen hohen Eigenbetrag beteiligen. Hier offenbart sich dann oftmals die mangelnde Absicherung und Beratung des Managers. In dieser Situation, wo überraschend keine Deckung über die Konzernpolice und/oder keine Abdeckung des persönlichen Eigenbetrags vorhanden ist, hilft nur eine eigene Personal-D&O-Versicherung, die diese Risiken abgedeckt.

Ausblick

Auch wenn die Inflation in den vergangenen Monaten wieder gesunken ist, so deuten verschiedene Faktoren darauf hin, dass auch für das laufende Jahr mit unverändert hohen Inflationsraten oberhalb des Inflationsziels der EZB zu rechnen ist. Die Deglobalisierung und der demografische Wandel, der zu einem systematischen Rückgang der Anzahl der Erwerbstätigen mit einhergehenden dauerhaft steigenden Lohnentwicklungen führen kann, sind nur zwei dieser Faktoren.

Versicherer müssen sich auf höhere Inflationsraten einstellen und die Dynamik der Inflationsentwicklungen genau beobachten. Für die Schaden- und Unfallversicherer ist es nicht neu, dass die Preise für die Regulierung von Versicherungsschäden steigen. Die BaFin beobachtet mittlerweile allerdings sehr genau, wie die Versicherer die gestiegene Schadeninflation unter den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs und Solvency II berücksichtigen. Damit geraten die Versicherer immer stärker unter Zugzwang. Die leichte Erholung der D&O-Versicherung, wie sie kürzlich ihren Anfang nahm, könnte dies gefährden. Als gesichert kann indessen gelten: Die steigenden Insolvenzen erfordern von den Versicherungsgesellschaften eine Anpassung ihrer Strategien, um die wachsenden Risiken zu bewältigen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © bluedesign – stock.adobe.com; Grafik: © Statista 2024

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Ein Artikel von
Marcel Braun